Informationen von und über Apotheker Erik Modrack

Aus aktuellem Anlass möchte ich die Situation der Lieferengpässe bei Arzneimitteln mal aus der Sicht eines Apothekers beleuchten.

Wichtig ist es, die Ursache des Problems zu sehen und nicht die Symptome, da es nur so zu einer Lösung kommen kann.

Vor ca. 15 Jahren wurden die Krankenkassen ermächtigt, die Preise von generischen Arzneimitteln auszuschreiben. Zu diesem Zeitpunkt waren sowohl die in Deutschland verfügbaren Generikafirmen, als auch deren Produktion hauptsächlich in Deutschland.

Dadurch, dass die Ausschreibungen nur am Preis ausgerichtet waren, wurden zuerst Kosten gesenkt, indem erst die Rohstoffe, später die gesamte Produktion aus Fernost kam. Da weiterhin nur die günstigste Firma den Zuschlag erhielt, konnten die Firmen nicht überleben und wurden Stück für Stück Teile internationaler Generika-/Pharmakonzerne.

Sobald es aus irgendeinem Grund (z.B. Qualitätsprobleme, Brand einer Produktion etc.) einen Mangel an einem Wirkstoff gibt, wird das Medikament in den Markt verkauft, in dem am meisten dafür bezahlt wird – und das ist eben nicht Deutschland.

Wir sind jetzt in der Situation, dass wir durch jahrelange Ignoranz des Problems an einem Punkt angekommen sind, dass wir eine lokale, dezentrale Struktur zerstört haben und in ein internationales Oligopol überführt haben. Dieses wird langfristig nur bereit sein, uns mit Medikamenten zu versorgen, wenn wir gewillt sind mehr zu bezahlen als die Märkte, vor denen wir beliefert werden möchten.

Wenn wir eine Produktion in Europa oder Deutschland möchten, so werden wir die Konzerne dafür bezahlen müssen, oder Preise bezahlen müssen, die es Firmen ermöglichen, auch hier zu produzieren.

Alle anderen präsentierten Lösungen (Meldepflicht, Vorratshaltung, Ausschreibung auf mehrere Hersteller…) werden nicht funktionieren, wenn man nicht die Ursache bekämpft.

Noch eine persönliche Anmerkung: Es ist traurig zu sehen, wie durch Ignoranz der Politik ein Problem für die Patienten entsteht, welches gut vermeidbar gewesen wäre und deren Lösung teurer sein wird. Zu guter Letzt möchte ich noch hinzufügen, dass auf dem Apothekenmarkt das Gleiche geschieht: dadurch, dass das Honorar der Apotheken seit 2003 fast nicht erhöht wurde, schließt jeden Tag eine Apotheke und es gibt keinen Nachwuchs mehr. Auch hier wird es teuer werden, die Struktur wiederaufzubauen, wenn es gewünscht ist.

Ich kann nur hoffen, dass dies im Sinne der Patienten, die dringend Ihre Medikamente und die dazugehörige Beratung benötigen, gesehen wird, da der jetzige Zustand nicht tragbar ist.

Ihr Apotheker Erik Modrack